Skulpturengarten

Moderne und zeitgenössische internationale Skulptur nimmt seit jeher einen besonderen Stellenwert innerhalb der Sammlung Würth ein. Im Skulpturengarten rund um das Forum Würth Arlesheim sind drei plastische Arbeiten zu sehen:

Skulpturengarten

Bernhard Luginbühl - Vully Punch I und II auf Eisenplatte mit Kugel, 2002,
461 x 483 x 135 cm, Erworben 2003, Sammlung Würth, Inv. 6452
© Foto: Niels Franke

Bernhard Luginbühl - Vully-Punch I und II auf Eisenplatte mit Kugel, 2002

Bernhard Luginbühl wurde 1929 in Bern geboren. Mit der Bildhauerlehre in Bern legte er den Grundstein für sein späteres, umfangreiches Werk. Bereits 1949 entstanden die ersten Eisenplastiken. Einige Jahre später lernte er Jean Tinguely kennen und es entstand eine tiefe Freundschaft. Vermehrt arbeiteten Sie zusammen an Projekten. In den 1980er Jahren beginnt Luginbühl mit Verbrennungsaktionen. Die Verbrennung von Holzfiguren, begleitet von Musik und Feuerwerk sowie «Ess- und Trinkgelagen», werden zum zeitgenössischen Happening und erinnern zugleich an archaische Rituale. 1996 und 2001 vollzog Luginbühl zwei seiner spektakulären Verbrennungsaktionen mit von ihm geschaffenen Skulpturen auch für Würth: einmal am Unternehmenssitz in Künzelsau, das andere Mal in Schwäbisch Hall anlässlich der Eröffnung der Kunsthalle Würth. 1998 eröffnete Luginbühl in seinem Wohnort Mötschwil einen öffentlich zugänglichen Skulpturenpark und 2024 ein Museum im alten Schlachthaus in Burgdorf. Kurz nach seinem 82. Geburtstag verstarb Bernhard Luginbühl im Jahre 2011.

Nach frühen gegenständlichen Arbeiten in Stein und Gips, Porträts, Mensch- und Tierfiguren entdeckte Luginbühl Ende der 1940er Jahre das Eisen, ein Werkstoff, dem er treu blieb. In seiner Schwere und Widerständigkeit schien der Schweizer eine geeignete Herausforderung gefunden zu haben. Seine Fundgrube wurden Schrottplätze. Aus den abgedienten Industrieprodukten seiner Zeit löste er die Dimension des Phantastischen heraus, indem er unkonventionell und erfinderisch neue Zusammenhänge konstruierte.

Barbara Philomena Schnetzler

Barbara Philomena Schnetzler - Ohne Titel, 2008,
Carrara Marmor, 135 x 14 x 16 cm, Erworben 2016,
Sammlung Würth, Inv. 17285

Barbara Philomena Schnetzler - Ohne Titel, 2008

Barbara Philomena Schnetzler (geboren 1979) lebt und arbeitet als freischaffende Bildhauerin in Basel und Mulhouse. Von 2002 bis 2006 absolvierte sie eine Ausbildung an der Bildhauerschule Müllheim mit Diplom in St. Gallen. Seit 2013 ist sie Teil des trinationalen Künstlerkollektivs «Motoco» in Mulhouse und seit 2015 Mitglied bei Visarte Schweiz.

Im Zentrum ihres künstlerischen Schaffens steht der Mensch. Die Künstlerin untersucht die menschliche Gestalt und ihre Bewegung sowohl bildhauerisch wie auch räumlich. Mit Ihren Skulpturen und raumspezifischen Arbeiten schafft Schnetzler alternative Zugänge – um Mensch und Natur in einen Dialog zu führen. Neben Stein (insbesondere Marmor) arbeitet sie in Holz, Metall, Ton und Wachs. Daneben eröffnen Stift und Pinsel weitere Sichtweisen in der zweiten Dimension. So erscheint die Menschengestalt und ihre Gestik mal abstrahiert, mal figurativ ausdifferenziert. Makellos-glatte Oberflächen stehen roh-belassenen Strukturen gegenüber. Spontane Experimente ergänzen exakte Arbeiten nach Modell. Das facettenreiche Werk von Barbara Philomena Schnetzler ist geprägt von einer Vielfalt an Materialien, Techniken und Ausdrucksformen.

Das Forum Würth Arlesheim zeigte Ihre Werke 2016 anlässlich der Ausstellung "Immer sind es die Menschen. Skulpturen und Zeichnungen von Barbara Philomena Schnetzler" in einer Gastausstellung.

Lambert Maria Wintersberger

Lambert Maria Wintersberger - Zyklop/Cyclops, 1993, Bronze, 64 x 32 x 14 cm, Erworben 2011, Sammlung Würth, Inv.14899

Lambert Maria Wintersberger - Zyklop/Cyclops, 1993

Lambert Maria Wintersberger, 1941 in München geboren, beginnt seine Künstlerlaufbahn als Dekorations-, Kirchen und Glasmaler sowie Mosaikbildner. Anfang der 1960er Jahre studiert er an der Accademia delle Belle Arti in Florenz. Nach seinem Studienabschluss zieht Wintersberger nach Berlin und gründet dort gemeinsam mit Markus Lüpertz, Karl Horst Hödicke, Bernd Koberling und anderen Künstlern eine der ersten Künstler-Selbsthilfe-Galerien, «Großgörschen 35». Von 1964 bis 1968 arbeitet er dort aktiv mit; nach der Trennung geht der Künstler seine eigenen Wege, es entstehen die Verletzungsbilder - Darstellungen gestauchter, gequetschter, geknebelter und eingeschnittener Glieder und Münder. In den 1970er Jahren übernahm er einen Lehrauftrag an der Kunstakademie Düsseldorf. 1985 siedelte er gemeinsam mit seiner Frau, Dolores Wintersberger-Wyss, eine ehemalige Beuys-Schülerin, ins elsässische Walbourg über, wo er im Jahr 2013 verstarb.

Immer wieder setzt sich der Künstler auch mit dem Erbe der klassischen Antike oder der christlichen Heilsgeschichte auseinander. Dies führt ihn zu oft überraschenden Bilderfindungen und bezeugt seine Bewunderung für die alten Meister der Kunstgeschichte. In diesem Kontext steht auch die im Skulpturengarten der Würth AG ausgestellte Bronze-Figur «Zyklop / Cyclops», 1993: ein Mischwesen, das die innere Spannung und die Kraft des Künstlers während des künstlerischen Schaffensprozesses auf den Betrachtenden überträgt. Wintersbergers Malerei und Plastiken spüren seiner «Wahrheit» der Welt nach.

Das Forum Würth Arlesheim widmete ihm 2011 zum 70. Geburtstag eine grosse Einzelausstellung, anlässlich derer das Werk seinen Weg in die Sammlung Würth gefunden hat.